Wenn der Status Quo zum Problem wird

Menschen wollen, dass die Dinge so bleiben wie sie sind!

Diesen sogenannten Status Quo Bias - eine kognitive Verzerrung die zur übermäßigen Bevorzugung des Ist-Zustands gegenüber der Veränderung führt - ist ein altbekannter und altbewährter Begleiter den wir alle kennen. Problematisch wird er, wenn uns die Angst Entscheidungen zu treffen und Veränderungen zuzulassen an der Weiterentwicklung unserer Organisation, unserer Produkte, unserer Business Modelle und unserem eigenen Fortkommen hindert. Solange es keine vollautomatisierten Organisationen gibt und Menschen nach wie vor den Kern ebendieser bilden wird der so beliebte Status Quo sich also weiterhin wie ein Schimmelpilz durch die Wirtschafts- und Arbeitswelt ziehen. Es werden falsche Entscheidungen getroffen, oder noch schlimmer, gar keine.

Das geht solange gut bis der Druck zu groß wird; die Menschen spüren den Leidensdruck in Form von eingeschränkter Motivation, gereizter Kollegen, unzufriedener Kunden, Verlust des Glaubens an das eigene Produkt - die Organisationen spüren den Markt- und Fortschrittsdruck, das Wegbrechen der Mitarbeiter, den zur Konkurrenz wechselnden Kunden, das scheiternde Produkt.

Wünschenswert wäre es also den Status Quo schon bevor er zum Problem wird zu beleuchten, herauszufordern und wenn nötig auch zu verändern oder? Es steht somit die Angst vor Veränderung dem dringenden Bedarf nach ebenjener im Weg.

Wie kann man diesen Status Quo Bias also überwinden?

1. Sich zuallererst an der eigenen Nase nehmen

Egal wer diesen Artikel gerade liest, niemand von uns ist davor gefeit, Angst vor Veränderung zu haben. Jedem von uns ist schon einmal ein Prozess aufgefallen, der nicht ganz rund lief, jeder saß schon einmal in einem Meeting, das eine Mail hätte sein können. Wieviele von uns haben sich in diesem bewussten Moment dafür entschieden aufzustehen und das Dilemma anzusprechen? Genau.

Der erste Schritt raus aus diesem Zustand ist bei sich selbst und seiner nahen Umgebung ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass wir alle davon betroffen sind und uns aktiv dafür entscheiden können, uns daraus zu befreien.

Eine einfache aber effektive Möglichkeit um hier anzusetzen ist folgende Frage: „Weicht dieser Vorschlag/diese Idee vom Status Quo ab?“ Ist die Antwort „Ja“ dann kann man im Innovationsprozess voranschreiten.

Durch diese kleine aber bewusste Frage die auf jede Situation angewandt werden kann, schafft man im eigenen und in den Köpfen der anderen einen Raum für Innovation.

2. Raum für Veränderung schaffen

Wie oben bereits erwähnt, muss Raum für Veränderung geschaffen werden! Sowohl in den Köpfen des Teams als auch in den Prozessen und Strukturen. Man kennt den klassischen Ansatz - es gibt ein paar Innovationsmethoden, die werden dann in einem motivierenden Workshop an das Team weitergegeben, einige Wochen später ist jede Spur davon verflogen, alles wird wieder in alte Bahnen gelenkt. Der Status Quo Bias macht sich wieder breit.

Innovation kann niemals nachhaltig funktionieren wenn sie nur oberflächlich angekratzt wird. Daher muss es einen klaren Plan geben um diesen Raum zu schaffen. Angefangen von einfachen Fragestellungen nach dem Status Quo, über effizientes Meeting Design bis zu einer bewussten und individuellen Umsetzung von Innovationsmethoden und einer methodischen Zusammenarbeit mit dem Kunden. Der größte Feind der Innovation ist der Status Quo. Dort wo er besonders stark verankert ist muss hingesehen und angesetzt werden.

Es gibt zwei einfache Möglichkeiten und sich daraus ergebende Mindsets um diesen Raum nachhaltig zu verankern:

  • „Warum löst diese Idee/Veränderung Unbehagen in mir aus? Was kann schlimmstenfalls passieren?“ - durch das aussprechen oder aufschreiben dieser Gedanken, idealerweise im Team, werden Ängste entkräftet und neue Perspektiven geschaffen.

  • So simpel es klingt: eine positive Grundhaltung gegenüber Ideen und Veränderungen. Diese kann durch eine konstruktive Feedback-Kultur geschaffen werden. Wenn es klare Regeln für den Austausch von Ideen gibt dann können diese viel besser fließen - ohne Angst vor Ablehnung oder negativen Konsequenzen.

3. Entscheidungen treffen

Der Status Quo Bias ist ganz klar von einem Faktor geprägt: der Angst vor einer falschen Entscheidung. Diese Verzerrung führt zu Vermeidungstaktiken und Stillstand, Teams werden handlungsunfähig und Organisationen stagnieren.

Es geht also nicht darum, dass falsche Entscheidungen getroffen werden sondern im schlimmsten Fall gar keine was Wiederrum zu einer Rückkehr zum Status-Quo führt.

„Wir machen es einfach so wie beim letzten Kunden“.

„Das haben wir immer schon so gemacht“.

„Dazu melde ich mich in 3 Wochen“

Dieses aktive Wegschieben von Entscheidungen ist fatal für die effiziente Zusammenarbeit in Teams und die Funktion von Organisationen. Wie kann man ihm also entgegenwirken?

Sehr oft ist diese Angst in der Unabsehbarkeit der Zukunft, dem großen Risiko und dem weit entfernten Ziel begründet. Idealerweise setzt man also genau an diesen Punkten an:

Durch das bewusste und aktive aufteilen in kleine Teilziele wird sowohl die Unabsehbarkeit, das Risiko als auch das weit entfernte Ziel entkräftet. Plötzlich werden die ersten Schritte die man auf dem Weg zu einer großen Entscheidung macht zu kleinen leicht verdaulichen Häppchen für unser Gehirn die sich schon nächste Woche positiv als kleine Erfolge auswirken können. Es geht also darum gigantische und beängstigende Entscheidungen abzuschwächen und sich selbst dabei zu helfen sie leichter verarbeiten zu können.

Zusammenfassend lässt sich also sagen - die Lösung für den problembehafteten Status Quo, den Stillstand, die Stagnation ist einen neuen zu schaffen! Einen Status Quo der Innovation, der Entscheidungskraft und der Offenheit und diesen immer wieder aufs neue weiterzuentwickeln und herauszufordern!

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Eine Ode an die Wut.

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